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Unsere Standorte

08.11.22

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Was der Chef von "buero.de" mit der Bremer Karstadt-Filiale vorhat

"Buero.de"-Vorstand Markus Schön will gleich 47 der insgesamt 131 Filialen der insolventen Kaufhauskette "Galeria Karstadt Kaufhof" übernehmen. Auch an der Karstadt-Filiale in der Bremer Innenstadt ist der mögliche Investor interessiert. Angeschaut hat er sich die Filiale bereits, zumindest von außen. 

Sehen Sie den Fernsehbeitrag:

https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/buero-galeria-karstadt-uebernahme-investor-insolvenz-bremen-filiale-100.html

Im Interview mit buten un binnen schildert Schön seinen Eindruck von der Bremer Filiale und gibt Hinweise darauf, was Kundinnen und Kunden künftig an dem Standort vorfinden könnten, sollte "buero.de" die Filiale tatsächlich übernehmen.  

Wie soll es mit den Karstadt-Filialen weitergehen, Herr Schön? 

Wir haben ein Angebot abgegeben für 47 Karstadt-Kaufhof-Filialen, die wir dann zu echten Publikumsmagneten und Anziehungspunkten in den Innenstädten mittelgroßer Städte entwickeln wollen. Das ist unsere Idee. 

Derzeit gibt es in den Filialen ein sogenanntes Shop-in-Shop-Konzept. Wollen Sie dann vor allem die Büroartikel, die sie bislang über Ihre Webseite verkauft haben, dort verkaufen? 

Galeria-Karstadt-Kaufhof ist momentan mehr als nur ein Shop-in-Shop-Konzept. Diesen Warenhaus-Gedanken wollen wir grundsätzlich fortführen. Büroartikel von unserer Website werden wir anbieten, unsere Expertise einbringen, die wir im Online-Bereich generell haben. Aber wir wollen letztendlich den Gedanken des Warenhauses weiterführen. Wenn kein eigenes Know-how bei uns oder den Mitarbeitenden an den Standorten, die wir übernehmen, vorhanden ist, bieten sich Shop-in-Shop-Lösungen an, aber vieles kann man auch selbst. 

Das heißt, Sie wollen schon überwiegend Büroartikel verkaufen? 

Nein. Das Warensortiment – um Nuancen geändert – soll erhalten bleiben, aber es wäre komplett überdimensioniert, die Flächen der 47 Filialen mit Büro- und Schulbedarf füllen zu wollen. Das wäre nicht zeitgemäß und wirtschaftlich unsinnig. Das, was wirtschaftlich aus unserer Sicht funktioniert, ist tatsächlich ein Warenhaus-Gedanke mit einem Vollsortiment weiterzuführen – und so Einkaufserlebnisse zu schaffen. Wenn Sie in ein Warenhaus gehen, so wie wir es uns vorstellen, sollen Sie zumindest theoretisch die Möglichkeit haben, alles zu kaufen, was Sie brauchen. 

Wir bringen die Expertise für mittelgroße Standorte mit, wir bringen die Online-Expertise mit und das müsste eigentlich erfolgversprechend sein. 

Das hat jetzt bei den Karstadt-Filialen nicht immer funktioniert, das Unternehmen ist jetzt insolvent. Warum sollte es denn dann bei Ihnen klappen? 

Naja, ich glaube, dass es sehr schwierig ist, wenn man die Bandbreite sieht, die Galeria-Karstadt-Kaufhof im Moment versucht abzubilden. Aber ich möchte da als Außenstehender nicht spekulieren, warum es nicht geklappt hat. Ich gucke lieber, was funktionieren kann. Und da sagen wir, wir bringen die Expertise für mittelgroße Standorte und die Online-Expertise mit, das müsste eigentlich erfolgversprechend sein. 

Und haben Sie schon konkrete Pläne, wie Sie diese Expertise anwenden wollen? 

Ja, die haben wir natürlich. Natürlich kann ich nicht alles verraten, das ist logisch. Aber sicherlich wird ein Ansatz sein, eine kontinuierliche Weiterentwicklung an den Standorten zu machen, das Gute zu bewahren, das weniger Gute sukzessive umzustellen und durch andere Konzepte ersetzen. Unser Ziel ist es, mit der durchaus sehr motivierten Mannschaft an allen 47 Standorten in eine Lage zu kommen, in der man Kunden wieder begeistert aus den Standorten herausgehen sieht – mit vollen Tüten. 

Ich bin kein Nostalgiker, der sagt, es muss so sein wie früher. 

Sie haben die Beschäftigten angesprochen. Wie soll es mit denen weitergehen? 

Das Positivste, was unser Angebot letztendlich beinhaltet, ist, dass wir an allen 47 Standorten alle Arbeitsplätze erhalten wollen. Ich habe an anderer Stelle gesagt, die Mitarbeiter sind ein Schatz des Unternehmens, den man unbedingt erhalten muss. Vielleicht sind sie sogar der größte Schatz. 

Was gibt es sonst noch für Veränderungen? 

Wichtig ist, dass man letztendlich wieder tatsächliche Einkaufserlebnisse schafft. Keine Einkaufserlebnisse wie in den 1970er- oder 1980er-Jahren, ich bin kein Nostalgiker, der sagt, es muss so sein wie früher, sondern innovativ und mit neuen Lösungen. Aber eben wissend, an einem der Standorte in den 47 Städten finde ich an einem Ort alles und das 47 mal in Deutschland. Das klingt schon ziemlich gut. 

In der Presse stand, dass Sie am vergangenen Sonntag in Bremen waren und sich dort die Filiale angeguckt haben. Wollen Sie die auch übernehmen? Und wenn ja, warum? 

Ja, ich war an allen 47 Standorten, zuletzt tatsächlich in Bremen. An einem Sonntag war ich natürlich nicht drinnen, aber ich habe mir alle Standorte angeguckt und Bremen gehört zu den Standorten, die wir gerne übernehmen wollen. Die Menschen wollen nach der Pandemie wieder rausgehen. Die wollen wieder was erleben, was sehen. 

Warum ist Bremen attraktiv für Sie? 

Da stellen wir uns die Frage: Was ist etwas, das funktionieren kann? Und da glauben wir, dass am Standort Bremen ein erfolgreiches Konzept umgesetzt werden kann: mit der denkmalgeschützten Fassade, mit der Positionierung des Standorts, mit der Frequenz, die dort möglich ist. 

Sie waren an allen 47 Standorten. Woher wussten Sie denn, welche Standorte Sie angucken wollen? Hatten Sie da schon Gespräche geführt? 

Naja, also wir haben sozusagen unser Kaufinteresse signalisiert und dementsprechend wissen wir ja, was wir kaufen wollen. Das, was wir noch nicht genau wissen, ist, was der Insolvenzverwalter verkaufen möchte, aber wir haben konkret 47 Standorte herausgesucht. Die haben wir mit umfangreichen Analysedaten beurteilt. Aber im Vorfeld kommt natürlich auch ein bisschen das Emotionale hinzu, man guckt sich das schon vor Ort an, was man letztendlich kaufen möchte. Auch ein gutes Bauchgefühl muss dabei sein. Die Entscheidung habe ich mir dann als Vorstandsvorsitzender nicht nehmen lassen und mir selbst alle Standorte angeguckt. 

Jetzt ist die aktuelle Situation schwierig: Die Energiepreise steigen. Wir haben eine Pandemie. Gerade für den Einzelhandel ist es nicht die einfachste Zeit. Wie kommen Sie jetzt auf die Idee zu sagen, Sie schaffen es, 47 Filialen zu übernehmen und da etwas zu verändern? 

Die Idee oder der Wunsch, dass wir in dem Bereich etwas machen ist nicht ganz neu. 2018 als dann René Benko (Anmd. d. Red.: österreichischer Investor) eingestiegen ist, haben wir auch den Wunsch hinterlegt, Standorte zu übernehmen. Das ist ein Entwicklungsprozess über viele Jahre und jetzt bot sich die Gelegenheit. Das ist eben das Umfeld, was man vor Ort findet. Einfach kann letztendlich jeder, aber dieses Umfeld bietet dann eben auch Chancen und die muss man nutzen. Wenn Sie sehen, wie voll die Innenstädte teilweise wieder sind. Die Menschen wollen nach der Pandemie wieder rausgehen. Viele empfinden es ja als Ende der Pandemie. 

Starke Marken werden immer noch in Innenstädten nachgefragt. 

Was haben Sie denn für eine Expertise im Einzelhandel? 

Naja, zum einen haben wir eben die Erfahrung, dass wir letztendlich Händler sind, ein Online-Handelsunternehmen. Wir haben damit Zielgruppen, die sich überschneiden mit Warenhauskunden, sodass wir eben auch wissen, wie das Marketing funktioniert. Davon kann man einiges von Online auch ins Stationäre übertragen. Das sind zum Beispiel Dinge, mit denen beschäftigen wir uns seit vielen Jahren. Wir haben jetzt zuletzt auch drei stationäre Händler aus dem Frankfurter Raum übernommen. Wir sehen auch, dass von den 1.000 größten Online-Händlern mehr als die Hälfte stationäre Geschäfte betreiben. Starke Marken werden immer noch in Innenstädten nachgefragt. Ob das auch in zehn oder 15 Jahren noch der Fall ist, kann ich nicht beurteilen, aber jetzt ist es so. 

47 Filialen sind auch preistechnisch eine große Hausnummer. Wie stemmen Sie das? 

Über Preise möchte ich nichts sagen, da möchte ich auch nicht spekulieren. Es wird am Ende hoffentlich ein Verhandlungsergebnis ergeben. Aber ich bin da ziemlich zuversichtlich, dass wir das gut hinbekommen. Bislang konnten wir alle Standorte, die wir übernommen haben, aus Eigenkapital bezahlen. 

Das heißt, das Geschäft von "buero.de" läuft also sehr gut? 

Sagen wir es mal so, die Ostwestfalen sind ja bescheidene Menschen. (lacht) Als bescheidener Ostwestfale sage ich, ich bin ganz zufrieden. Wir stehen sehr zeitnah für Gespräche mit dem Insolvenzverwalter zur Verfügung. 

Sie haben Ihr Interesse an den Filialen selbst öffentlich gemacht. Die Gespräche mit dem Insolvenzverwalter haben aber noch nicht stattgefunden. Warum dieser Weg? Warum nicht erst verhandeln und dann darüber sprechen? 

Wir haben es nicht öffentlich gemacht. Wir haben uns im Oktober an die Geschäftsführung von Galeria-Karstadt-Kaufhof gewendet und haben dann, als der Insolvenzverwalter bekanntgegeben wurde, an den Insolvenzverwalter gewendet. Letztendlich ist dann ein großes Medium, nämlich die Bild-Zeitung, aufmerksam geworden. Und dann habe ich natürlich auch mit der Bild-Zeitung gesprochen. 

Das heißt, Sie haben schon Gespräche mit dem Insolvenzverwalter geführt? 

Wir haben noch keine Gespräche mit dem Insolvenzverwalter geführt. Er hat über seinen Pressesprecher mitgeteilt, dass er sich auch zeitnah Gespräche wünscht und das ist ja unser Interesse. Deshalb gehen wir davon aus, dass es jetzt bald weitergeht. Umgekehrt müssen wir natürlich auch Verständnis haben, Herr Geiwitz (Anmd. d. Red.: Galeria-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz) kennt zwar das Unternehmen aus der ersten Insolvenz, es ist jetzt aber gerade erst eine gute Woche dabei, er wird sich ein bisschen einarbeiten wollen und müssen. Aber wir stehen sehr zeitnah für Gespräche zur Verfügung.